Aktuelles zu Verpackung und Nachhaltigkeit

Von Kreisläufen und Quoten, Mehrweg und Verboten

EU-Kommission schlägt neue Regeln für Verpackungen vor

Berlin, 30.11.2022

Verpackungen müssen nachhaltiger werden – mit diesem erklärten Ziel hat die EU-Kommission heute einen umfassenden Gesetzesvorschlag veröffentlicht. Der Entwurf einer europäischen Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung enthält Regeln für den gesamten Lebenszyklus von Verpackungen – vom umweltfreundlichen Design bis hin zum effizienten Recycling.

Die Schaffung EU-weit einheitlicher Maßstäbe und Regeln für den Bereich Verpackung ist ein wichtiger Schritt hin zu einer vollendeten Kreislaufwirtschaft. Unter anderem sollen ab 2030 deutlich höhere Ansprüche an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen gestellt werden, um den Ressourcenverbrauch zu senken. Ab dem gleichen Zeitpunkt sollen alle Kunststoffverpackungen Anteile von zehn bis dreißig Prozent an bereits recyceltem Material – sogenannten Rezyklaten – enthalten. „Bisher stagniert der Einsatz von Rezyklaten in vielen Bereichen – mit ehrgeizigen EU-Vorgaben könnte sich hier eine neue Dynamik entfalten.“ erklärt der AGVU-Vorsitzende Dr. Carl Dominik Klepper. „Bei Lebensmittelverpackungen wird die Quote allerdings ins Leere laufen, wenn rechtliche Zulassungen für den Einsatz weiter fehlen. Hier enttäuscht die EU-Kommission durch fehlende Lösungsperspektiven“.

Durch ein neues Kennzeichnungssystem sollen Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig zweifelsfrei erkennen können, in welche Tonne eine Verpackung gehört: Dafür sollen einheitliche Piktogramme sorgen, die sich sowohl auf den Verpackungen als auch den entsprechenden Abfalltonnen befinden. „Was wohin gehört grenzt in manchen Fällen an Rätselraten – doch nur korrekt Getrenntes kann gut recycelt werden. Höchste Zeit, dass es Verbraucherinnen und Verbrauchern leichter gemacht wird, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten“ betont Carl Dominik Klepper.

In den Bereichen Getränkebecher, -Flaschen und -Dosen soll der Handel in Zukunft ehrgeizige Mehrwegquoten erfüllen. Der Text lässt jedoch offen, wie sichergestellt werden soll, dass neue Mehrwegsysteme auch wirklich einen ökologischen Vorteil darstellen. „Das ist nämlich nicht automatisch gegeben. So sollten Mehrwegbehälter regional gereinigt, wieder befüllt und ausgeliefert werden, um lange Transportwege und damit Emissionen zu vermeiden“ kommentiert Carl Dominik Klepper.

Die EU-Kommission legt zudem eine Verbotsliste bestimmter Einwegverpackungen vor. Dies beträfe beispielsweise Kleinstverpackungen für Milch, Zucker oder Sojasauce, sowie viele Obst- und Gemüseverpackungen. „Bei derartigen Detailregulierungen, aber auch bei den sehr weitreichenden Dokumentations- und Nachweispflichten für Unternehmen, die die EU-Kommission vorsieht, stehen Kosten und Nutzen in einem deutlichen Missverhältnis“, so Carl Dominik Klepper.

In den kommenden Monaten werden das europäische Parlament und der Rat – die Vertretung der EU-Mitgliedstaaten – jeweils Änderungen am Vorschlag der EU-Kommission vornehmen und anschließend über einen Kompromisstext verhandeln.

Die Pressemitteilung steht unter diesem Link zum Download zur Verfügung.

Die AGVU engagiert sich seit 1986 für die Produktverantwortung bei Verpackungen und setzt sich für eine umweltgerechte und ressourcenschonende Nutzung und Verwertung ein. Der Verband repräsentiert die gesamte Wertschöpfungskette: von der Verpackungsindustrie über die Konsumgüterwirtschaft und den Handel bis hin zu den dualen Systemen, Entsorgern und Verwertern.

Kontakt:

Anna Kupferschmitt, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt e. V., Reinhardtstr. 25, 10117 Berlin Tel.: + 49 30 206 42 667, E-Mail: kupferschmitt@agvu.de

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